Gerade bei ihm:
Die Umzugskartons und Kisten teilweise gefüllt, teilweise warten
sie noch darauf mit seinen Shirts, seinen Socken und seinen Boxershorts, seinen Büchern und seinen Filmen und natürlich seiner Moon Safari CD von Air bestückt zu
werden. Genauso wie der große, rote Koffer dort hinten im Eck.
Meine Brust zieht sich zusammen, in meinem Kopf laufen die
gestrigen Worte meiner Therapeutin in Endlosschleife ab: „Henning* packt sein
Zeug und bringt es in eine andere Stadt – was bleibt dann noch von ihm, was
bleibt mir dann noch von ihm?“.
Ich schlucke den Kloß in meinem Hals hinunter. Als wir
später zusammen im Bett liegen und Misfits schauen, schleicht er sich meine
Luftröhre hoch an seinen alten Platz. Über die Witze der Schauspieler kann ich
heute nicht lachen - stattdessen verlässt eine einzige Träne meinen Augenwinkel, um dann auf meinem rechten Apfelbäckchen zu verweilen. Ich erinnere mich an
meinen Vorsatz von gestern: im Moment leben, tabula rasa und so.
Wieso sehe ich das ganze überhaupt schon wieder so
dramatisch? Eine Trennung auf Zeit, na und? Wer weiß was passiert? Vielleicht
spüren wir ja mehr denn je, wie viel wir uns gegenseitig bedeuten und brauchen; vielleicht gehen wir ja dann doch noch ein Stück gemeinsam, Hand in Hand.
Was zählt ist doch der Moment, oder? Noch haben wir zwei
gemeinsame Wochen.
Als wir uns später innig küssen, die Körper eng aneinander
gepresst, fühlt es sich an, als wäre es das letzte Mal. Werden sich die nächsten zwei Wochen alle unsere
Berührungen so limitiert anfühlen?
*seinen Namen habe ich aus Privatsphäre geändert
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